Viele Menschen bemerken gar nicht, wie viel Weizen sie eigentlich über den Tag verteilt zu sich nehmen: Hier ein Brötchen, dort ein Teller Pasta, dazwischen noch einen Müsliriegel. All dies sieht auf den ersten Blick nach einer ganz normalen Ernährung aus, allerdings tut man sich selbst damit nicht unbedingt einen Gefallen. Nicht nur enthalten alle diese Speisen viele Kohlenhydrate – auch der Anteil an Weizen ist hoch. Doch was ist eigentlich das Problem an dem Getreide? Ist Weizen ungesund? Kann es wirklich negative Auswirkungen auf die Gesundheit mit sich bringen? Hier erfährst Du alles, was wichtig ist.
Welche Inhaltsstoffe befinden sich in Weizen?
Im Durchschnitt besteht ein Weizenkorn zu 70 % aus Kohlenhydraten, zu 12% aus Proteinen und zu weiteren 12% aus Wasser. Den Rest stellen Mineralstoffe, Fette und Ballaststoffe dar.
Weiterhin enthält Weizen zahlreiche wertvolle Nährstoffe wie unter anderem Magnesium, Kalium, Phosphor und verschiedene B- und E-Vitamine. Ein sehr wertvoller Lieferant für Vitamin E ist beispielsweise hochwertiges Weizenkeimöl. Auch ist Weizen nicht immer gleich Weizen, wenn er verarbeitet wird: Pures Weizenmehl Typ 450 besteht beispielsweise fast ausschließlich aus Kohlenhydraten und verfügt nur noch über wenige Ballast- und Mineralstoffe. So ist auch sein Nährwert viel geringer als Mehl, das von anderen Getreiden stammt.
Ein sehr häufig genannter und nicht in seiner Wirkung auf den Körper zu unterschätzender Inhaltsstoff ist darüber hinaus Gluten, das auch als Klebereiweiß bezeichnet wird. Es setzt sich aus verschiedenen Proteinen zusammen, die insbesondere beim Backen von Brot eine wichtige Rolle spielen. Der enthaltene „Kleber“ stellt sicher, dass im Teig genügend Kohlendioxid vorhanden bleibt, so dass er beim Ruhen aufgeht und später auch problemlos seine Form behält. Allerdings ist Gluten für viele Menschen mit Vorsicht zu genießen, denn einige Personen reagieren sehr empfindlich auf diesen Inhaltsstoff. Oft wird Gluten durch fehlende Enzyme nicht korrekt verdaut. Die Rückstände können Entzündungen im Darm verursachen, was zu einer verringerten Nährstoffaufnahme im Darm sowie dem „Leaky gut“ – Syndrom führen kann.
Menschen essen Weizen erst seit kurzem
Bewertet man ein Lebensmittel danach ob es schädlich, neutral oder eher förderlich für unsere Gesundheit ist, schaut man auch immer darauf wie lange es schon auf dem Speiseplan des modernen Menschen steht. Denn: unser Körper hat sich im Laufe der Evolution über Millionen Jahre perfekt an seine Umgebung angepasst. Unser Verdauungssystem kommt also in der Regel am besten mit Lebensmitteln zurecht, die es schon lange kennt. Der Mensch hat zwei große Umwälzungen in seiner Ernährung vollzogen.
Die erste begann vor ca. 10.000 Jahren, als wir noch Jäger und Sammler waren. Wir haben den Ackerbau erfunden und sind sesshaft geworden. Die zweite ist gerade einmal 150 Jahre her. Durch die industrielle Revolution begann die große Verarbeitung und auch Konservierung von Lebensmitteln. Seitdem werden Lebensmittel immer stärker verarbeitet und oft hat unsere heutige Ernährung wenig mit der natürlichen Ernährung des Menschen zu tun. Genetisch sind die Zeiträume von 10.000 Jahren und vor allem 150 Jahren viel zu kurz um eine vernünftige Anpassung zu ermöglichen. Diese Zeiträume sind verglichen mit der gesamten Evolution des Menschen nur ein Wimpernschlag. Unser Körper kann also gar nicht an die heutige, stark verarbeitete Ernährung angepasst sein.
Immer häufiger spricht man von artgerechter Ernährung. Das ist die Ernährung, an die sich unsere Gene und damit auch wir, im Laufe der Evolution angepasst haben. Sie beschreibt, wie sich ein Mensch in freier Wildbahn ernähren würde. Das hängt immer auch von der Umgebung ab. Inuits ernähren sich ganz anders, als z.B. afrikanische Ureinwohner. Was beide vereint: Beide ernähren sich von dem, was die Natur ihnen bietet. Der Inuit von fettreichem Fisch. Der afrikanische Ureinwohner von Knollen und magerem Fleisch. Was beide eher nicht essen würde. Körner von Gräsern. Weizen. Dazu noch stark verarbeitet, mit Zucker, Farb- und Konservierungsstoffen versetzt.
Unser moderner Hochleistungsweizen ist auch nur noch bedingt ein Naturprodukt. Stark gezüchtet unterscheidet es sich enorm vom Ur-Weizen. Vor allem enthält er ein problematisches Protein: Gluten.
„Leaky gut“: Wie wirkt sich Weizen auf unseren Körper aus?
Wie sich Gluten und Weizen auf unsere Gesundheit auswirken können, kann natürlich nicht einheitlich bestimmt werden, denn nicht jeder verträgt diese Stoffe gleich. Fest steht allerdings, dass im Weizen sogenannte Lektine enthalten sind, die in jeder Pflanze vorkommen. Dabei handelt es sich um Stoffe, welche im Laufe der Zeit durch die Evolution entstanden sind und die Pflanze davor schützen, von Schädlingen befallen zu werden.
Das Problem: Lektine sind alles andere als gesund und können sogar körpereigene Strukturen angreifen, wodurch diese geschädigt werden könnten. Als sehr aggressiv gilt hier insbesondere das Lektion WGA (wheat germ agglinutinin), da es hitzeresistent ist. Bei Gemüse ist dies nicht der Fall, denn diese Lektine werden im Gegensatz dazu beim Garen oder Backen reduziert. Weizenlektine bauen sich allerdings nicht von alleine ab – nicht durch die Verdauung und nicht durch die Säuerung um Körper. Zudem richten sie in der Darmschleimhaut und in den dazugehörigen Zellen oft massive Schäden an. Im Körper können Lektine außerdem Entzündungen fördern, den Aufbau von Muskeln stören und Strukturen in den Gelenken verändern. Hierfür binden sich die Lektine an den im Körper von Natur aus vorhandenen Stoff Acetyl-Glucosamin – dieser ist wichtig, damit der Körper überhaupt erst Gelenkstrukturen ausbilden kann. Weil das Weizenlektin sich nicht mehr nutzen lässt, sobald man es an das Acetyl-Glucosamin bindet, kann es dadurch langfristig zu starken Problemen in den Gelenken kommen.
Sehr wichtig ist, den Weizenkonsum zu reduzieren bzw. einzuschränken, wenn man Probleme mit den Gelenken oder gar mit Arthrose hat. Nur so können die Nährstoffe vollständig dazu zum Einsatz kommen, um neue körpereigene Strukturen herauszubilden. Daher ist es wichtig, den kompletten Konsum von Weizen drastisch zu reduzieren.
Weil in Weizen allerdings auch viele Kohlenhydrate enthalten sind, welcher wiederum in unserem Körper zu Bausteinen aus Glukose und Zucker verwertet werden, entsteht schnell ein hoher Insulin- und Blutzuckerspiegel. Ist es nun der Fall, dass man sich über viele Jahre hinweg in erster Linie ungesund und sehr weizen- bzw. zuckerreich ernährt, so kann es geschehen, dass der Körper irgendwann resistent gegenüber Insulin wird. Es wirkt dann einfach nicht mehr im Organismus – auch dann nicht, wenn es vom Körper gebildet wird.
Die fatalen Folgen sind erhöhte Werte des Insulin- und Blutzuckerspiegels. Sollt es der Fall sein, dass der Insulinspiegel chronisch erhöht bleibt, können sich dadurch wiederum Entzündungen im Körper schneller ausbreiten: Diabetes, Alzheimer oder auch Arthrose sind eine häufige Folge.
Gluten macht den Darm löchrig
Der Mensch kann Gluten nicht richtig verdauen. Manche schlechter, manche besser. Gluten bindet sich an einen ganz bestimmten Rezeptor und Darm und fördert damit die Zonulin-Ausschüttung. Das wiederum macht den Darm durchlässiger. Er wird löchrig. Schwermetalle und Schadstoffe gelangen jetzt besser in den Organismus. Zudem werden Nährstoffe schlechter aufgenommen, da die Darmzotten im Dünndarm zurückgehen.
Wie bereits gesagt: nicht bei jedem verursacht Gluten die gleichen Probleme. Manche vertragen es besser, manche schlechter. Wer aber in irgendeiner Art und Weise Probleme hat, sollte einfach mal ganz konsequent 4 Wochen auf Brot und alle weiteren Getreideprodukte verzichten. Bessern sich die Probleme, ist das ein gutes Anzeichen, dass es am Weizen bzw. am Gluten liegt.
„Leaky gut“, Weizen ungesund: Welche gesunden Alternativen gibt es?
Leider sind Getreideprodukte laut DGE die Basis unserer Ernährungspyramide. Trotzdem ist es zu empfehlen, sich nicht in erster Linie von weizenhaltigen Produkten wie Nudeln oder auch Brot zu ernähren, sondern den Speiseplan entsprechend anzupassen und auch durch andere Lebensmittel zu optimieren. Insbesondere Produkte mit einem möglichst geringen Gehalt an Lektin sind eine gute Wahl, wenn zu viel Weizen ungesund wird. Unter anderem sind dies Getreidesorten wie Emmer, Hafer, Gerste oder Pseudo-Getreide wie Amaranth, Hirse oder auch Quinoa, welches übrigens reicht an wertvollem Protein ist. Darüber hinaus gilt natürlich, viel frisches Obst und Gemüse zu sich zu nehmen, um alle wichtigen Vitamine zu erhalten.
Getreide gesund – oder nicht?
Musst Du jetzt auf Weizen und andere Getreidearten verzichten? Nein! Ich empfehle Dir aber den Weizenkonsum einzuschränken und gegen anderes Getreide zu ersetzen. Bei Problemen mit chronischen Entzündungskrankheiten, Arthrose, Autoimmunerkrankungen oder Magen-Darm-Beschwerden ist es sinnvoll eine zeitlang auf Getreide zu verzichten, um herauszufinden, ob eine Unverträglichkeit vorliegt.
Selbst wenn keine Unverträglichkeit vorliegt, sind Getreideprodukte aus Auszugsmehlen, also isolierten Kohlenhydraten, auf Dauer ungesund. Da gerade der Weizenanbau im letzten Jahrhundert sehr stark optimiert worden ist, um größere Ernten einzufahren, hat die Qualität des hochgezüchteten Weizens nachgelassen. Laut Studien sind ältere Getreidesorten wie Dinkel, Ur-Roggen, Emmer und Einkorn gesünder, enthalten mehr Nähr- und Vitalstoffe. Zudem befinden sich im Weizen oft Rückstände von Unkrautvernichtern, die Probleme des Darms verursachen können. Eine Alternative wäre es hier auf Bio-Getreide zurückzugreifen.
Getreide kann also Teil einer gesunden Ernährung sein. Sollte jedoch in der Vollkornvariante und idealerweise als Bio-Getreide verzehrt werden. Getreide sollte zudem nicht den Hauptbestandteil der täglichen Ernährung ausmachen, sondern lediglich als Beilage zu Salaten und reichhaltigen Gemüsegerichten kombiniert werden.
Zudem solltest Du sicherstellen, dass Du Getreideprodukte überhaupt richtig verträgst.
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